Der Einfluss des Web 2.0 auf die Telekommunikation sowie der Zusammenhang zwischen mobiler Kommunikation und sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen waren die zentralen Themen beim diesjährigen Berlin Telco Summit. Social Media hat sich zu einer bedeutenden Bewegung entwickelt und verändert die Art und Weise, in der Menschen miteinander kommunizieren. Dies hat damit grundsätzliche Auswirkungen auf den Telekommunikationsmarkt. Das Web 2.0 zu verstehen und darin eine funktionierende Beziehung zu den Menschen aufzubauen, ist daher für Telekommunikationsanbieter eine große Herausforderung für die nächsten Jahre. Mobile Kommunikation, insbesondere durch die Verknüpfung mit Social Media, kann soziale und wirtschaftliche Veränderungen herbeiführen bzw. in diesen eine wichtige Rolle spielen – daher sollten Telekommunikationsanbieter ihre Produkte und Services stärker unter diesem Gesichtspunkt verstehen und verändern.
Dies sind die Kernergebnisse des Berlin Telco Summit, das bereits zum zweiten Mal unter Federführung der Markenberatung Musiol Munzinger Sasserath in Kooperation mit der Mailänder Agentur Republic stattfand.
Trend 1: Gesellschaftliche und wirtschaftliche Machtverschiebungen:
Telekommunikation und Social Media katalysieren soziale und wirtschaftliche
Veränderungen. Sie sorgen für mehr Gleichberechtigung, fördern die politische
Partizipation, helfen Menschen in undemokratischen Ländern ohne ein funktionierendes
Mediensystem ihre Meinung zu äußern und können die Auswirkungen gesellschaftlicher
Veränderungen auffangen. Telekommunikation und Social Media werden in dieser
Hinsicht in Zukunft noch deutlich an Bedeutung gewinnen, da beides noch enger
zusammenwächst. Der Handyhersteller Nokia beispielsweise hat die Kraft dieser
Veränderungen verstanden und fokussiert sich seit einigen Jahren auf die Bedürfnisse
von Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern. In Indien sind die Auswirkungen
dieser Entwicklung besonders beeindruckend. Hier kommen jeden Monat 10 Millionen
neue Mobilfunkverbindungen hinzu und mobile Telekommunikation katapultiert vor allen
Dingen die unterprivilegierten Menschen in eine bessere Zukunft, indem sie diese von
Konventionen und Zwängen befreit und „empowered“.
Trend 2: Machtverschiebungen innerhalb des Telekommunikationsmarktes:
Telekommunikationsanbieter stehen nicht sehr hoch in der Gunst der Menschen.
Nichtsdestotrotz sind viele Anbieter, vor allen Dingen Ex-Monopolisten, gegenüber ihrer
Kundschaft mit einem erstaunlich großen Ego ausgestattet. Dadurch fällt es ihnen
häufig schwer, im wettbewerbsintensiven Markt von heute ihre Rolle zu finden – als
Versorger, Unterstützer und Innovator. Die Konsequenz daraus ist, dass ihnen andere
(zum Beispiel Hardwarehersteller, Softwareentwickler etc.) in Sachen Innovation und
Sympathie davonlaufen und zunehmend ihr Revier streitig machen. Ein Beispiel hierfür
ist Layar, der erste Augmented Reality Browser, der von SPRXmobile, einem
holländischen Softwareunternehmen entwickelt wurde, und das Potenzial hat, für die
zukünftige Entwicklung der Handynutzung wegweisend zu sein. Ein weiteres Beispiel ist
die Marke Apple, die das traditionelle Geschäftsmodell von mobiler Telekommunikation
auf den Kopf gestellt hat.
Trend 3: Machtverschiebungen in der Kommunikation durch die
Gesetzmäßigkeiten des Web 2.0: Das Web 2.0 ist für Telekommunikationsanbieter –
wie für Unternehmen generell – eine große Herausforderung. In der realen Welt sind
Telekommunikationsanbieter einflussreich und präsent, im Social Web haben sie
Defizite, obwohl Menschen miteinander zu verbinden ja eigentlich ihre Kernkompetenz
ist. Menschen kommunizieren im Web 2.0 mit anderen Menschen, und nicht mit Marken
oder Organisationen, in diesem Kontext müssen sie ihre spezifische Rolle noch finden.
Fazit: Telekommunikationsanbieter stehen vor zwei großen Herausforderungen:
Herausforderung 1: Telekommunikationsanbieter sollten ihr Rollenverständnis
ändern – und das Leben der Nutzer verbessern, ihnen helfen, sie versorgen und
„enablen“: Hierzu ist es zunächst wichtig, Menschen und ihre Bedürfnisse, Sorgen,
Motive und Hoffnungen sowie die kulturellen Begebenheiten in Bezug auf
Telekommunikation besser zu verstehen. Dieses Wissen wird
Telekommunikationsanbieter in die Lage versetzen, Technologien, Prozesse, Produkte
und Services zu entwickeln, die das Leben einfacher und besser machen.
Herausforderung 2: Taten sprechen lassen statt aufgeblähte Markenkampagnen:
Viele Telekommunikationsanbieter haben mit einem immensen Aufwand ihre Marke
aufgebaut, kommuniziert und etabliert. Ein gleichwertiger, wenn nicht sogar ein viel
größerer Aufwand sollte in die Entwicklung attraktiver Produkte und Services gesteckt
werden. Zum Beispiel in innovative Tarife, neue Produkte, Kundenbindungsprogramme
und Service. Außerdem sollten Telekommunikationsanbieter neue Anwendungen wie
Mobile Banking und Payment vorantreiben und Technologien wie VoIP antizipieren und
nutzbar machen, anstatt sich dagegen zu wehren.
Außerdem wurden einige spannende Technologien und Trends für das
kommende Jahr verortet: Das soziale GeoWeb, Augmented Reality-Applikationen
sowie das nahtlose Zusammenwachsen von mobiler Kommunikation und Social Media.