„Apps sind ein Übergangsphänomen“ betitelt die FAZ einen Artikel der die aktuellen technischen Trends im Bereich mobile Plattformen versus Web beleuchtet. Der reißerische Titel kommt aber nicht vom FAZ Redakteur sondern ist ein Zitat von Carsten Frien, Geschäftsführer von Madvertise. Dass es im Interesse von Hr. Frien steht, dass das Web die Plattform für mobile Anwendungen wird kann ich in Kenntnis seiner Funktion als CEO von madvertise (eine mobile Advertsing Plattform) vollstens verstehen. Dennoch muss man den Tatsachen in die Augen sehen und trotz allem Hype um HTML5 Realist bleiben.
Mein Meinung zu diesem Thema hab ich ja auch schon in einem Artikel des mobile Zeitgeist Special zum Besten gegeben. Die hat sich seit dem auch nicht geändert und ich bin sicher einer der vehementen Verfechter des mobile Web. Die Aussage dass das Web die nativen Plattformen ablösen wird, halte ich als zu überzeichnet formuliert. Das klassische Web hat hier auch schon vor 5 Jahren mit dem aufkommen von Ajax und Web2.0 lehrreiche Beispiele geliefert. Es gab Bestrebungen komplette Betriebssysteme im Browser ablaufen zu lassen. Und nutzen Sie eines – ich nicht (Abzuwarten ist was hier chromeOS bringt). Für einige Anwendungsfälle hingegen war das Aufkommen der neuen Technologien ein Segen: Mail, Kalender, Office Anwendung machen alle perfekt Sinn in einem Web-Kontext zu laufen.
Auf den Punkt den ich hinaus will ist: Man kann so eine Aussage nie pauschalieren, sondern muss nach Anwendungsfällen unterscheiden. Für ein 3D Spiel wird immer die native Plattform die beste Wahl sein, aber eine einfache Kalender App kann man sinnvoll als mobile Web App umsetzen. Der Web Ansatz hat klarer weise viele Vorteile (siehe Artikel) aber vor allem in der Leistungsfähigkeit klar seine Grenzen.
Um nochmals auf den Terminus Übergangsphänomen zurück zu kommen: Apps sind keine Erfindung von Apple. Apps gibt es schon seit den ersten höher entwickelten Plattformen wie S40 & S60 oder seit eine Java Runtime in jedem Handy implementiert ist. Also seit über 10 Jahren. Dass sich mit Apple und iPhone etwas grundsätzliches im App Business geändert hat, will ich gar nicht bestreiten, aber auch darauf hinweisen dass Jamba, Gameloft & Co schon viel länger damit gutes Geld verdienen. Also keineswegs ein Übergangsphänomen, sonder fixer Bestandteil der mobilen Wertschöpfung.
Ich persönlich bin ein absoluter Befürworter des mobile Web Ansatzes aber realistisch genug um zu erkennen dass HTML5 & co nicht der holy grail sind. Danke.